Diskursfeld

Diskursfeld zur Bioökonomie

Entwicklungen im Bereich der Bioökono­mie eröffnen uns neue Möglichkeiten, doch stellen sie gleichzeitig unsere Beziehung zu Umwelt und Natur in Frage. Wie wollen wir persönlich und als Gesellschaft damit umgehen?

Für uns stellte sich zu Beginn unseres Forschungsprojektes „Farming the Uncanny Valley“ die Frage, wie man einen vertiefenden Diskurs zu bioökonomischen Themen führen kann. In einer Reihe von Workshops im ländlichen und städtischen Raum haben wir Beispiele aus der aktuellen Forschung in Szenerien übersetzt, um Aspekte für ein zukünftiges Leben mit Bioökonomie in der Lebenswelt erfahrbar und diskutierbar zu machen. Am Ende unseres Projektes haben wir alle Aussagen, die wir im Verlauf unserer Workshopreihe gesammelt haben, verglichen und sortiert, um diese zu analysieren und als Diskursfeld zu nutzen. Unsere Hoffnung ist, dass die daraus entstandene Grafik eine Hilfestellung darstellt, sich in den Diskursen zu orientieren und Positionen zu unterschiedlichen Themen zu vergleichen.

Macht, Verantwortung, Gerechtigkeit

Was kann ich eigentlich tun? Worin liegt meine Verantwortung? Was empfinde ich als gerecht?

Die Fragen nach der eigenen Macht, der eigenen Verantwortung und dem eigenen Bild von Gerechtigkeit leiten unseren Diskurs zur Bioökonomie. Sie knüpfen direkt an das ICH im Zentrum an - mein ICH wird durch die Fragen bewegt. Eine Auseinandersetzung mit den Begriffen Macht, Verantwortung und Gerechtigkeit lässt mich durch die hier gezeigte Landkarte wandern, neue Positionen erkunden und kennenlernen. Manchmal tauchen dabei auch blinde Flecken auf und manchmal entdeckt man unbekanntes Terrain. Die Fragen nach Macht, Verantwortung und Gerechtigkeit sind die Wegweiser und der Antrieb, mich auf der thematischen Landkarte zu bewegen. Sie helfen mir, eine Haltung zu entwickeln.

Natur-, Mensch-, Technikbild

Welches Verständnis habe ich von Natur, Mensch und Technik? Sind die drei Begriffe für mich eng miteinander verbunden? Oder liegt mir einer davon besonders am Herzen?

Im Alltag denken wir selten darüber nach, und doch prägt unsere Vorstellung von Natur, Mensch und Technik unser Handeln, unsere Werte und nicht zuletzt unsere Einstellungen zu neuen Technologien, auch im Bereich der Bioökonomie. Das Dreieck aus Natur-, Mensch- und Technikbild spannt unser Diskursfeld auf. Innerhalb dieses Feldes befinden sich all jene Themen, die wir mit der Bioökonomie verbinden. Entsprechend der eigenen Themenpräferenzen ist das Diskursfeld für jeden Menschen anders gefüllt. Zusätzlich wird das Feld durch unser individuelles Verhältnis zu Natur, Technik und Mensch abhängig von eigenen Einstellungen, Perspektiven und Sichtweisen geprägt. Alle Argumente, Gefühle und Einstellungen gegenüber einer technischen Entwicklung spielen sich damit in diesem Diskursfeld ab.

Das ICH

Was haben Bioökonomie, Macht und Natur mit mir zu tun? Welche Werte bestimmen mein Handeln? Hat mein Handeln Auswirkungen auf gesellschaftliche Entwicklungen?

Es ist komplex, sich eine Gesellschaft vorzustellen, in der Bioökonomie alltäglich ist und gleichzeitig herauszufinden, ob wir selbst in dieser Gesellschaft leben möchten. Das ICH bewegt sich auf unserem Diskursfeld, um Antworten auf Fragen nach dem eigenen Standpunkt zu finden. Wir erkunden die thematische Landkarte, die sich zwischen Natur-, Mensch- und Technikbild aufspannt. Fragen nach Macht, Gerechtigkeit und Verantwortung lassen uns unser Wissen, unseren Einfluss und unsere Werte reflektieren und verbinden das ICH mit den Diskursthemen. Sie führen uns zu einer eigenen Meinung. Dabei entdecken wir gelegentlich Widersprüche in uns selbst, die dennoch einen wichtigen Bestandteil unserer Erkundung darstellen.

Das Unheimliche

Was lösen bioökonomische Themen bei mir aus? Wo habe ich ein mulmiges Bauchgefühl? Und wie begegne ich diesem Gefühl?

Das Diskursfeld der Bioökonomie ist vergleichbar mit einer vielfältigen Landschaft. Bei der Entwicklung eines eigenen Standpunktes führt der Weg des ICHs einstweilen auch über Hügel und durch Täler, in denen wir ein unbehagliches Gefühl empfinden. In ihnen begegnen wir Unübersichtlichkeiten und Dingen, die unsere gewohnten Muster infrage stellen und uns mit Mehrdeutigkeiten, Widersprüchen und Unsicherheitsgefühlen konfrontieren. Daraus können Emotionen wie Ekel, Wut, Angst, Irritation und Überraschung entstehen. Diese Gefühle können wir nur dann überwinden, wenn wir uns mit dem Unheimlichen auseinandersetzen. Dazu müssen wir aus unserer Komfortzone treten und einen Anstieg wagen, der uns hilft, einen Überblick über das unheimlich scheinende Tal zu gewinnen und unseren persönlichen Horizont zu erweitern.