LUFT

Neuere Forschungen haben das Vorhandensein und die Rolle von lebenden Mikroorganismen (Aerobiologie) in der Atmosphäre in den Fokus gerückt. Sie beeinflussen Umweltfaktoren ebenso wie die menschliche Gesundheit und sind zu einem Thema im Kontext von Biotechnologie geworden. Auf der Suche nach ihrer Anwendbarkeit beschäftigt sich die Forschung mit dem Verständnis der Stoffwechselaktivität in Wolken, Möglichkeiten zur Verbesserung der uns umgebenden Luftqualität, dem Umgang mit luftübertragenen Krankheitserregern sowie medizinischen Wirkstoffen.

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In einem aufkommenden Tableau Vivant stellt sich die Frage, wie wir durch den Austausch mit Substanzen in der Luft entfremdet werden können, aber auch, welche Rolle unser vorhandenes Wissen im Umgang damit spielt? Dazu ist es notwendig, Fragen zu stellen, die sowohl unsere emotionale Ebene als auch unsere körperliche Verfassung im Kontakt mit diesen vermeintlich aufkommenden biotechnologischen Substanzen untersuchen. Folglich müssen wir eine Sprache schaffen, um uns zwischen der gewissen Objektivität von Wissenschaft und neuen Technologien und der Subjektivität in unserem Alltag zu verständigen.

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Zum Thema Luft haben wir im November 2019 zwei Workshops im CityLab in Berlin-Tempelhof durchgeführt, die gemeinsam mit Clemens Winkler konzipiert wurden.

Folgendes Video zeigt Ergebnisse des Workshops LUFTSTOFF und gibt einen Einblick in die Erfahrungs- und Gedankenwelt der Workshop-Teilnehmer*innen.

Ergebnisse der Workshop-Teilnehmer*innen

Innerhalb der Workshops wurden die Teilnehmer*innen angeleitet, kurze Geschichten und Objekte zu entwickeln, um neue Informationen, Denkanstöße und Ideen zu bündeln. Durch den Austausch und die Diskussion in Kleingruppen, konnten damit individuelle Haltungen und Überzeugungen reflektiert und erweitert werden.

"Ich habe neulich eine Geschichte gelesen, in der von einer Maschine die Rede war, die entwickelt werden soll. Diese Maschine sollte CO2 aus der Luft absorbieren, einen tollen Geruch erzeugen und Sauerstoff produzieren. Gemeint war am Ende der Baum."

"Ich finde es super wichtig, auf die Machtverhältnisse zu schauen. Wer arm ist, hat tendentiell einen schwereren Zugang zu sauberer Luft. Jeder sollte das Recht auf saubere Luft zum Atmen in seinem Lebensraum haben."

"Für mich ist Luft das, was uns alle verbindet - so etwas wie eine Nabelschnur, das was uns am Leben hält. Und wir sollten sie so sauber halten, wie sie von der Natur kommt."

"Ich glaube, Viele denken, Luft ist eine unbegrenzte Ressource und es gibt davon unendlich viel."

"Leute, warum fahrt ihr mit dem Auto zum Park, um dort beim Joggen frische Luft zu bekommen und vorher versaut ihr die Luft?"

"Wenn wir zum Beispiel im Supermarkt Düften ausgesetzt sind, wissen wir ja, dass wir beeinflusst werden. Wir wissen nur nicht wie stark. Da wünsche ich mir mehr Transparenz."

"Wir nehmen Luft nicht als Produkt wahr. Vielleicht würde es uns in unserem kapitalistischen System leichter fallen sie zu schützen, wenn sie einen monitären Wert hätte. Ich finde es deshalb nicht abwegig Luft als Ware zu denken."

"Für die Wahrnehmung ist es ein Hilfsmittel etwas sichtbar zu machen. Farben könnten helfen Schadstoffe von Autos sichtbar zu machen. Würde sowas gemacht, wäre bestimmt schon früher ein Wiederstand entstanden. Solange wir etwas nicht sehen, fällt es uns schwer es zu glauben."

"Luft ist ein Geschenk der Natur. Sie ist jedoch nicht zu bändigen - wie ein Tornado. Ich finde Luft sollte als wichtige Naturkonstante wertgeschätzt und behandelt werden und nicht unbedingt als Wirtschaftsgut."

Das Dreieck stellt unser Diskursfeld dar. Es zeigt ausschnittsweise, worüber wir in den Workshops mit den Teilnehmer*innen gesprochen haben und welche Gedanken das Thema Luft bei ihnen ausgelöst hat.

Was der Mensch mit Luft machen kann

Luftstoff

Unsichtbar, aber existenziell: Als gasförmige Hülle der Erde – als Atmosphäre – ist Luft die Voraussetzung allen Lebens und begleitet die chemische Evolution der Erde schon seit Anbeginn. Dabei sind die Anteile der Gase unserer Luft aber keine Naturkonstanten: In der seit Jahrmilliarden andauernden Entwicklung der Erdatmosphäre veränderte sich deren molekulare Zusammensetzung ständig und mehrmals grundlegend.

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Luft als Medium

Luft ist nicht nur das Transportvehikel lebensnotwendiger molekularer Grundstoffe – sie ist auch ein Medium für die sogenannten Aerosole, wenige Nanometer kleine feste und flüssige Schwebstoffe: Gerüche, Allergene, luftverschmutzende Partikel wie Feinstaub sowie Bakterien und Viren sind sozusagen die blinden Passagiere unserer Atemluft.

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Luft macht Klima

Regen in den Tropen, wenig Schneezuwachs an den Polen, Wind in unseren Breiten: Woher kommen die unterschiedlichen Witterungserscheinungen auf der Erde? Mit verantwortlich dafür ist die allgemeine, planetarische Zirkulation: Die Luftmassen der Atmosphäre strömen um den Erdball, steigen auf und sinken, treffen aufeinander und vermischen sich – und beeinflussen damit unser Wetter. Die planetarische Zirkulation ist ein Sammelbegriff für verschiedene atmosphärische Zirkulationssysteme, die auf der unterschiedlichen Energiezufuhr der Erde durch die Sonne beruhen. Da die Sonne über dem Äquator das ganze Jahr über nahezu senkrecht steht, wird dieser stärker erwärmt als die Polregionen.

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Gase als Klimatreiber

Zwar ist der Klimawandel nicht gänzlich darauf zurückzuführen, er hängt aber ganz zentral von einem Gas in unserer Atmosphäre ab: Kohlendioxid (CO2). Obwohl es mit derzeit etwa 0,04 % nur einen geringen Teil der Luftzusammensetzung unserer Atmosphäre ausmacht, spielt es in seiner Funktion als Treibhausgas eine entscheidende Rolle bei der Erderwärmung, da es einen Teil der von der Erde ins Weltall abgegebenen Wärme absorbiert und zurück auf die Erde strahlt. CO2 ist von Natur aus in der Atmosphäre enthalten: Tiere und Menschen atmen es aus, es wird freigesetzt, wenn Biomasse verrottet oder Vulkaneausbrechen. Im Verlauf der Erdgeschichte schwankte der atmosphärische CO2-Gehalt erheblich undwar häufig an einer Reihe gravierender Klimawandel- Ereignisse direkt beteiligt.

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Luxusgut Frischluft

Die Idee, dass spezielle klimatische Bedingungen heilend wirken können, war schon in der Antike bekannt. Im 19. Jahrhundert begannen Ärzt*innen, die positive Wirkung „frischer Luft” auf die Gesundheit für die Behandlung lungenkranker Menschen zu nutzen; die bis heute bekannten „Luftkurorte” entstanden. Feuchte und mineralhaltige Meeresluft, geringerer Sauerstoffdruck in Höhenlagen, weniger Schadstoffe oder Pollen haben Einfluss auf die Lungentätigkeit.

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Luft als Forschungsfeld

Längst hat die wichtige Rolle, die Luft für Wetter, Klima, das Leben auf der Erde und unsere Gesundheit spielt, seitens der Forschung und Technologieentwicklung zu neuen Konzepten und Vorstößen geführt. Das seit den 1970er Jahren in der Diskussion stehende Geo Engineering oder Climate Engineering etwa beschreibt technisch gestützte, vorsätzliche und großräumige Eingriffe in geo- oder biochemische Kreisläufe der Erde, um die menschengemachte globale Erderwärmung abzubremsen.

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